Weihnachten beginnt in Villepinte, in der Nähe des Flughafens Charles de Gaulle von Paris schon anfangs August: Die Trends und Produkte für Herbst/Winter werden an der grössten Möbel- und Einrichtungsmesse – der Maison et Objet – vorgestellt.
Die Messe ist riesig und da gilt es, die Spreu vom Weizen zu trennen! Denn die erste Halle die ich betrete, bietet derart viel Glanz und Glimmer und auf Alt getrimmtes, dass ich froh bin, dass es in anderen Bereichen der Fach-Ausstellung etwas reduzierter und fokussierter zu und her geht.
Sehr gerne möchte ich an dieser Stelle meine Beobachtungen in Hinblick auf die Wohntrends mit euch teilen!
Besonders auffallend: Es dreht sich sehr viel um den gedeckten Tisch! L’art de table, wie eine besonders gelungene Kollektions-Kollaboration vom belgischen Label Serax mit dem französischen Concept Store Merci es treffend beschreibt. Mehr dazu gleich!
Perfekt imperfekt : Steingut
Der Trend zu Handwerklichem, Einzigartigem breitet sich auch auf dem ‘Tisch’ aus und macht vor Tellern, Krügen und Gefässen aller Art nicht Halt. Steingut, die etwas gröber und handwerklicher wirkende ‘Version’ von Keramik und Porzellan, hat gerade Hochkonjuktur. Am allerschönsten fand ich die Behältnisse, die Serax in Kollaboration mit Keramikdesignern wie Anita le Grelle, Sergio Herman oder dem Conceptstore Merci geschaffen hat.


Und zuguterletzt: Die Manufacture de Digoin ist mein absoluter Geheimtipp! Wunderbares Steingut (und Keramik) in den allerschönsten Formen und Farben, mit ganz viel Tradition und Handwerk dahinter. Ein Familienbetrieb, der mich mit seinem Schaffen verzaubert!

Green Living
Denjenigen unter euch, die sich auf den sozialen Plattformen wie Instagram und Co. bewegen, sind tropische Pflanzen, Urban Gardening, Monstera-Blätter und deren (Über-) Präsenz sicher ein Begriff. Auch wenn die Pflanzen uns manchmal zu den Ohren herauswachsen, schön sind sie halt trotzdem!
Das Thema Indoor-Gardening ging auch in Paris in die zweite Runde und wurde an der Messe bei vielen namhaften Ausstellern ganz gross zelebriert. Besonders schön find ich den übergrossen Pflanzentrog von Konstantin Slawinski und die Pflanzen-Schaukästen auf den hohen Stelzen von Design House Stockholm.


Auch geprintet oder gemalt für unsere vier Wände ist die Flora weiterhin ein grosses Thema. Perfekt auch, wenn der grüne Daumen nicht allzu ausgeprägt ist!

Mir persönlich gefallen Pflanzen richtig gut, wenn sie an botanische Lehrtafeln erinnern und eine Geschichte erzählen. Glück, das dies auch gerade gross im Trend zu liegen scheint!
Die riesengrossen Bilder, oder besser gesagt Herbarien mit den getrockneten Pflanzen hab ich zusammen mit meiner lieben Freundin Lea bei Thomas Eyck gefunden.


Runde Sache

Organische, runde Formen wirken weich und wohnlich. Runde Spiegel geben diesem Eindruck noch zusätzlich Tiefe und wirken zudem wie ein (Kunst-) Objekt an der Wand. Ein besonders schönes Exemplar, in toller Wohnszenerie stellte das dänische Label Woud an der Messe aus, neben vielen tollen Möbeln und Wohnaccessoires, by the way…

Dinieren mit Patina
Good news: Das neue Besteck muss nicht poliert werden. Es wirkt wie von einer antiken Tafel entlehnt, ist aus mattem Altsilber und über und über mit Gebrauchsspuren versehen. Die Schönheit kommt dadurch, dass es uns eine Geschichte von mehreren Generationen, die die Tischwerkzeuge weitervererbt haben, zu erzählen scheint.



Design Kids

Dass die Minis auch auf maxi Design stehen, oder wohl eher auch ihre Eltern, hat gerade einen grossen Einfluss auf die Wohntrends. Labels, die sich auf das ästhetische Wohlergehen der Kiddos und deren Eltern kümmern, haben nicht nur in Paris gerade Hochkonjunktur. Bei allen ‘Jöööhs’ und ‘Oochs’ – die ich während der Messe gehört habe – die wunderschönen Stücke müssen auch im Kinder-Alltag funktionieren. Überdesigntes verstehen nämlich oft nur die Eltern und die Kinder lassen diese (teuren ;)) Objekte dann meist im Ecken stehen. Also mich begeistert vorallem das spanische Label Nobodinoz, das einfach alles von Wickeltisch, übers mitwachsende Kinderbett übers Kindertippi bis hin zur coolen Wickeltasche hin anbietet. Und zwar alles absolut durchdacht, hochwertig verarbeitet und in den schönsten Designs und Farben, die ein nordisches Lebensgefühl vermitteln.

Weitere Favoriten für die Rundumerneuerung des Kinderzimmers : Rose in April mit ihren tollen Spielzeugkörben mit den Pompons und die gehäkelten Lieblinge der niederländischen Designerin Anne Claire Petit.

Klein, fein, mein: Minimize-me
Ob das auf Mini-Format ‘geschrumpfte’ Geschirrserie La nouvelle table vom Pariser Concept Store Merci für Serax oder auf kleinste Stadtwohnungen zugeschnittene Möbellösungen, Wohnzimmerli und Arbeitsplätzli – es wird an Platz gespart, ohne an Charme und Funktionalität einzubüssen.


Auch bei Geschenken, DAS grosse Thema wenn’s an einer Messe Richtung Weihnachten geht, ist Minimize-Me ein Trend. Am coolsten beherrscht das ‘Ins-kleine-Böxli’-Prinzip das britische Label ‘Men’s Society’: Ihre Themen-Kits haben Kultstatus.

Leinen los

Gewaschene, weiche Leinen in den allerschönsten Farbcoloramas waren in Paris omnipräsent. An der Messe, aber auch in den Concept Stores, wie zum Beispiel bei Merci. Letzterer macht gerade richtig viel Leinen in Eigenproduktion, von Tischwäsche bis hin zu Accessoires und Bettwäsche.

Mineralize me

Der Trend zum Spirituellen und Besinnlichen lässt auch die Freude an Mineralien wieder aufleben. Denn diesen werden ja Heilkräfte zugeschrieben, die ganz dem neuen Bewusstsein entsprechen, auch ‘Healing’ genannt. Die schönen Steine tauchen wieder in vielen Wohnwelten, Messen und Stilblogs auf.

In einem feinen Schaukasten, kernigen Eisentopf oder geschliffenem Holzböxli plaziert, haben die Steine eine tolle Ausstrahlung und bringen dazu noch Ruhe und ihre ganz eigene Kraft in den Raum.
Mitteilungsbedürnisse
Statements setzen wir neu nicht nur mit Farben und Formen, sondern auch mit Lettern und Worten. Diese sind plakativ oder dezent aufgedruckt und lassen keinen Zweifel zu, was ihre Aussage sein soll.

Letterboards, wie sie die dänischen Experten für Buchstaben Design Letters anbieten oder Leuchtboxen mit austauschbaren Buchstaben für die ganz persönliche Message sind superbeliebt und kommen schön grafisch daher.

Statements gab es auch an den Ständen, zb bei Bolia in riesengrossen güldenen Lettern, die zu persönlicherem Einrichten ( auch ein grosser Trend) aufrufen.
Auch kleine Home-Accessoires haben neu ein Mitteilungsbedürfnis, und lassen uns das schlechte Gewissen vergessen. Ganz besonders lustig setzt dies das britische Label Men’s Society’ zum Beispiel mit ihrem ‘Cüpli-Set’ um.
In diesem Sinne, mit ganz viel Inspiration aus der Stadt der Liebe,
eure Jeannette

Seit ich denken kann, beschäftigen mich Bilder, Textilien und Farben. Durch meine Tätigkeit als Stylistin und Designerin …